Variante I: Brüten nach der "klassischen" Methode

Das Brüten bei konstanten Temperaturen, offen liegend und ohne Nachtabsenkung ist wohl die am häufigsten praktizierte Methode und wird von vielen Züchtern seit Jahren erfolgreich angewendet.

 

 

Beschreibung der Methode:

  • die Eier liegen auf einer Sand/Kiesschicht von ca. 1-2 cm offen in Plastikschalen
  • unsere Schalen sind oval, ca. 10 cm lang und haben Platz für drei Eier
  • da der Zeitraum, in dem sich das zukünftige Geschlecht der Nachzucht herausbildet,  ca. 15 Tagen im mittleren Drittel der Brutzeit beträgt, brüten wir die ersten 10-12 Tage bei einer niedrigeren Temperatur von ca. 31°C, erhöhen danach bis zum 45.-50. Tag auf ca. 33,5°C und senken ab dem 50. Tag wieder auf ca. 29,5-30°C
  • Ziel dabei ist, Stress + gesundheitliche Probleme (z.B. Anomalien) durch Reduzierung der Bruttemperatur während der ersten 10 Tage minimal zu halten

 

 

Vorteile:

  • die Entwicklung der Eier lässt sich gut beobachten
  • Eier, die sich nicht richtig entwickeln, können rechtzeitig erkannt + aussortieren werden
  • kein Risiko, dass durch zu hohe Substratfeuchtigkeit die Eier verpilzen / schimmeln
    – beim Vergraben ist das Feuchtemanagement nicht ganz einfach zu realisieren, da man die Substratfeuchte nicht gut messen kann. Es wird daher häufig zu stark befeuchtet, die Eier liegen nass und verpilzen.
  • konstante Temperaturen - beim Vergraben können die Substrattemperaturen z.T. erheblich variieren

 

 

Variante II: Stressarmes Brüten mit Tag-Nacht-Absenkung

Obwohl das Brüten bei konstanten Temperaturen und offen liegend erfolgreich ist, brüten wird auch mit einer naturnäheren Methode.

 

Ziel der neuen Methode

Es war daher unser Ziel, durch Nachahmen der natürlichen Brutbedingungen ein langsames und gesundes Wachstum der Embryonen zu erreichen.

 

Es sollten folgende Bedingungen erreicht werden:

 

-          Die Eier liegen ausreichend tief in Erde vergraben und sind rundherum von Erde umgeben

-          Eine Nachtabsenkung um 10 bis 12°C

-          Eine hohe Tages-Durchschnittstemperatur zur Erzielung eines hohen Weibchenanteils

-          Ein hoher Anteil an Stunden mit Temperaturen deutlich über dem Schwellenwert

-          Langsames Ansteigen der Temperatur nach Einschalten der Heizung, langsames Absinken
 während der Nacht

 

Beschreibung der Technik

Auf dem Brutgerätemarkt gibt es zur Zeit kein uns bekanntes Gerät, mit dem man die o.a. Bedingungen einfach erreichen könnte – daher mussten wir unseren Brüter selbst bauen.

 

-          Der Brutkasten mit den Maßen 60 x 50 x 45 cm besteht aus Styrodur – die Wandstärke
 beträgt 3 cm

-          Die Heizung - ein handelsübliches Heizkabel - ist auf den Deckel montiert

-          Die Temperaturregelung übernimmt ein einfach zu bedienendes Thermostat UT100, das eine
 Schalthysterese von 0,1°C erlaubt

-          Das Brutsubstrat ist ca. 12 cm hoch eingefüllt, die Eier liegen in ca. 6 cm Tiefe

-          Ein PC-Ventilator sorgt dafür, dass überall im Brutraum die gleiche Temperatur herrscht

-          Die Heizung wird um 7 Uhr morgens ein- und um 20 Uhr ausgeschaltet.

 

Herausforderung

Die größte Herausforderung bestand darin, die optimalen Temperaturverläufe zu erreichen.

Diese hängen von verschiedenen Parametern ab, wie z.B.:

-       der Eingrabtiefe

-       der Substratfeuchtigkeit

-      der Zusammensetzung des Brutsubstrates

-      den Temperaturen im Brutraum

-      den täglichen Ein- und Ausschaltzeiten

 

So haben schon geringe Veränderungen bei den o.a. Parametern die Temperaturverläufe deutlich verändert.

 

Wir haben in den vergangenen 3 Jahren viel experimentiert, um die optimale Parametereinstellung zu finden und die gewünschten Temperaturverläufe in den Griff zu kriegen. Da die Methode sensibler auf technische Veränderungen reagiert als die Inkubation bei konstanten Temperaturen, sind hierbei Erfahrung und Fingerspitzengefühl erforderlich. 

 

Vorteile der neuen Methode

Die Methode bietet unseres Erachtens folgende Vorteile:

-          Die Eier werden nicht kontrolliert und können sich ungestört entwickeln

-          Der Temperaturverlauf entspricht weitgehend den Bedingungen in der Natur

-          Die Brutdauer verlängert sich deutlich – es ist keine Turboinkubation mit zweifelhaften
  Auswirkungen auf die spätere Gesundheit der Tiere

Grafik: 24-Stunden-Temperaturverlauf


Die Grafik zeigt einen typischen Temperaturverlauf mit einem hohen Anteil an Temperaturen oberhalb des Schwellenwertes (roter Bereich), einem langsamen Anstieg und Absinken der Temperatur nach Ein- bzw. Ausschalten der Heizung, sowie einer deutlichen Tag-Nacht-Absenkung.